Parabellum

Hernán, ein Geologe mittleren Alters, reist mit einer Gruppe von Fremden in ein abgelegenes Hotel-Resort im Tigre-Delta, einem weit verzweigten Labyrinth aus Inseln, umgeben von Flüssen und Kanälen. Inmitten von Hausfrauen und Geschäftsmännern ist Hernán Teil einer bürgerlichen Gemeinschaft, die ihr komfortables Leben in Buenos Aires hinter sich gelassen hat. Gemeinsam trainieren sie eisern und nach strengen Richtlinien, um sich gegen den scheinbaren Untergang der Welt zu wappnen.

 

Diagonale’15 Katalog-Text

Eine Atmosphäre der Unsicherheit macht sich in Buenos Aires breit. Eine Stimme aus dem Radio erzählt von geplünderten Supermärkten, Vandalismus und Straßenschlachten. Erdbeben und Tsunamis haben eine schwere ökonomische Krise im Land ausgelöst. Um sich auf die drohende Apokalypse vorzubereiten, nimmt der Geologe Hernán Abschied von seiner Mutter im Altersheim, bringt die Katze ins Tierheim und schließt sich einer Gruppe von Bürger/innen an, die ihr komfortables Leben aufgeben und sich vor den Toren der Stadt in einem Endzeit-Resort gegen den vermeintlichen Weltuntergang wappnen.  In einem Crashkurs in Sachen Überlebenstraining bereiten sie sich auf den Ernstfall vor. Der Stundenplan ist eng gesteckt: fakultativ ab acht Uhr morgens Kunde in Botanik, Staat und Politik, danach Camouflage und „Überleben im Wasser“ für alle. Körperliche Ertüchtigung und Techniken werden erlernt: wie man eine Schusswaffe auseinander nimmt und mit ihr umgeht; wie man einen Angreifer im Nahkampf unschädlich macht. Doch nach und nach wird aus dem spielerischen Wehrsport bitterer Ernst, und die Teilnehmer/innen besinnen sich auf ihre gewaltsamen Urinstinkte zurück.

Si vis pacem para bellum: Wenn du Frieden willst, bereite den Krieg vor. Anhand des lateinischen Sprichworts demontiert Lukas Valenta Rinner in seinem Langfilmdebüt die bürgerliche Mittelklasse, die in einem fiktiven paramilitärischen Tourist/innen-Camp aus ihrer täglichen Routine ausbricht und losgelöst von ihren Konventionen zum wilden Tier verkommt. Inspiriert von einem Survival-Ratgeber ist der Film so auch eine ironische Kinoantwort auf die bizarre Endzeithysterie vergangener Jahre. (mh)

Spieltermine

Wien im LE STUDIO Film und Bühne

Biografie

Lukas V. Rinner wurde 1985 in Salzburg geboren. Nach Abschluss des Gymnasiums studiert er Filmregie in Barcelona (ECIB – Escuela de Cine de Barcelona) und an der Universidad del Cine in Buenos Aires. 2011 gründet er die Produktionsfirma Nabis Filmgroup, mit Sitz in Buenos Aires und Salzburg, in der er als Produzent für die Entwicklung und Produktion mehrerer Spielfilme verantwortlich ist.
Sein erster Kurzfilm A Letter to Fukuyama premiert im Wettbewerb der Diagonale und des BAFICI. 2015 realisiert er seinen ersten Spielfilm, Parabellum.  Als Teil der Initiative « Jeonjou Cinemaproject » – das Filme mit RegiesseurInnen wie Jia Zhang-ke, Pedro Costa, Bong Joon Ho, Eric Khoo, Claire Denis, Bahman Ghobadi oder Matías Piñeiro hervorgebracht hat – beendet er schon 2016 seinen zweiten Spielfilm Die Liebhaberin, der im April in Südkorea Premiere feiert. Der Film läuft auf zahlreichen internationalen Filmfestivals (Toronto, Rotterdam uvm.) und gewinnt mehrere Preise (darunter den Spezialpreis der Jury in Torino, den Preis für den Besten Spielfilm bei der Diagonale, den Wiener Filmpreis, uvm.).   Als Gründer der Firma Nabis Filmgroup ist er für die Produktion der Filme Cocote, Far From US (Berlinale-Forum), About 12 (Bafici) oder One Sister (Filmfestival Venedig) verantwortlich.

Filmographie (Auswahl, Regie)
2010: Brief an Fukuyama
2015: Parabellum
2016: Die Liebhaberin

Festivals & Preise

Jugendjury Bester Nachwuchsfilm, Diagonale 2015

Material

Filmplakat

Foto 16 Mb, Plakat A4

Regie Notizen

Die Protagonist/innen verabschieden sich letztendlich vom humanistischen Diskurs und erforschen ihre eigenen Grenzen. Parabellum untersucht diese Transformation und treibt dabei die Ideale und Ziele einer globalen Kultur auf die Spitze: eine Macht, die weit über jede staatliche Autorität hinausgeht und die absolute „Freiheit“ des Individuums.

– Lukas Valenta Rinner