AFTER BLUE (Verschmutztes Paradies)
Info
FR-2021, 130 Min., Scope 1:2.35, Farbe, DCP 2K, 25fps, OmdU
Regie und Drehbuch: Bertrand Mandico | Mit Elina Löwensohn, Paula-Luna Breitenfelder, Vimala Pons, Agata Buzek, Michaël Erpelding, Mara Taquin, Claïna Clavaron, Claire Duburq | Kamera: Pascale Granel | Schnitt: Laure Saint-Marc, Georges Cragg | Szenenbild: Toma Baqueni | Kostüme: Pauline Jacquard | Musik: Pierre Desprats | Koproduzent: Philippe Richard | Produzent: Emmanuel Chaumet | Eine Ecce Films Produktion in Koproduktion mit Ha My Productions
In einer fernen Zukunft, auf einem wilden Planeten, befreit der einsame Teenager Roxy eine im Sand vergrabene Verbrecherin. Erst wieder frei beginnt die Frau, Angst und Tod zu verbreiten. Roxy und ihre Mutter Zora werden dafür schuldig gemacht, aus ihrer Gemeinschaft verbannt und dazu verurteilt, die Mörderin aufzuspüren. So beginnen sie, die phantastischen und gespenstischen Gefilde ihres verschmutzigen Paradies durchzustreifen.
Ich wollte eine Ode an das Kino und die Schauspielerinnen drehen, ein einzigartiges und universelles Abenteuer, das die Elemente des Westerns, die Grausamkeit der alten Märchen und die Lyrik der Science-Fiction aufgreift.
– Bertrand Mandico
Spieltermine
BSHLABS (Tirol) Medienfrische Fr. 16. Juni 20 Uhr
Kinostart Österreich: 20.01.2023 u.a. im Stadtkino Wien, Leokino Innsbruck, Moviemento Linz
Preview SLASH Filmfest + Diametrale, Kinothek Lustenau
Pressespiegel
„Ein hypersinnliches Science-Fiction-Märchen mit Western-Elementen und verdammt viel Glitzer.“ RAY Filmmgazin
„Ein ultimatives Seh-Erlebnis“ PressPlay
„Eine fesselnde Kino-Trance“ Kleine Zeitung
„Umwerfender kosmischer Western“ Télérama
„Nehmen Sie Mandico nicht als Anomalie, er ist unsere einzige Hoffnung.“ Les Inrockuptibles
„Barock, hybrid, reichhaltig, hypnotisch und vor allem entzückend!“ L’Avant-scène cinéma
„Faszinierend, fröhlich und feministisch.“ L’Humanité
„Dripping with dirty eroticism, much like the goo that oozes out of many unknown holes, After Blue is as tactile as film can get.“ IndieWire
„So queer wie die Rocky Horror Picture Show, so psychedelisch wie Alejandro Jodorowskys El Topo und so traumhaft-hypnotisch wie David Lynchs Eraserhead.“ RAY Filmmgazin
„Eine Fantasia, die irgendwo zwischen Italo Calvinos Cosmicomics und dem düster-surrealen Universum von William Burroughs angesiedelt ist.“ The Film Stage
★★★★ „Ein exzessiver und faszinierender post-apokalyptischer, weiblicher und intergalaktischer Western.“ Otros Cines
„Mandico hat einen « Acid-Western » gedreht. Er ist Vertreter eines inkohärenten Kinos, das er gemeinsam mit Katrin Ólafsdóttir mit einem Manifest ausgerufen hat und das bewusst – aber nicht unironisch – stilistische Ordnungen durchbricht.“ Der Standard
„Es ist ein cooler, schwebender, sinnlicher Coup d’État, aber dennoch ein Coup d’État.“ Télérama
„Newcomerin Paula-Luna Breitenfelder ist eine echte Entdeckung“ PressPlay
„Der zeitgenössische Robert-Houdin, der dasselbe handwerkliche Genie einsetzt, ist zweifelsohne Bertrand Mandico. Ein kosmischer Western, in dem die Rollen, die traditionell den Cowboys zugewiesen werden, von Frauen übernommen werden. AFTER BLUE ist ein bisschen wie die Gwendoline von Just Jaeckin, die sich in Frank Oz’ Dark Crystal verirrt hat.“ Les Cahiers du Cinéma
„Eine erheiternde Vision eines schiefgelaufenen Edens.“ The Film Stage
★★★★ „A revisionist Western masquerading as vintage sci-fi, like hallucinogenic Heinlein meets femme-centric Ballard.“ Ion Cinema
„Der Film ist in jeder Hinsicht monumental, ein Marathon, wenn man so will, nur dass hier die Langstrecke mit dem selbstmörderischen Energiemanagement gelaufen wird, mit dem der 100-Meter-Sprint in Angriff genommen wird. […]
Alles scheint neu zu sein, alles erinnert uns an die Aufregung, als wir zum ersten Mal eine Erfahrung machten, auf die uns niemand vorbereitet hatte. […]
Dieser Film könnte der Zaubertrank eines kosmischen Alchemisten sein, das Ergebnis eines genialen und leidenschaftlichen Rührens der Prozesse, mit denen unsere Sinne arbeiten. Die Einnahme eines solchen Gebräus ruft eine synästhetische Wirkung hervor, die reine Poesie ist.“ Otros Cines
„Visuell beeindruckend – die von Regisseur Bertrand Mandico geschaffene Welt ist wunderschön ausgearbeitet und herrlich umgesetzt.“ Backseat Mafia
„After Blue is narratively a western about a mother and daughter hunting a criminal, but experientially it’s nearly indescribable (though I’ve done my best) as there’s just so much happening at every moment; in terms of visual and sonic art, attempts to elicit horror or arousal, and conceptual discussions on a wide variety of topics. While the initial premise of After Blue may be something we’ve seen many times before (and will undoubtedly see many times again), the trip that the film takes its audience on is wholly unique.“ Cultured Vultures
„Eine schwindelerregende, siderische Reise.“ Télérama
Biografie
Bertrand Mandico wurde 1971 geboren und studierte an der CFT Gobelins in Paris, wo er 1993 sein Diplom in Animationsfilm erhielt. Er hat dennoch nur einen einzigen Animationsfilm realisiert, Le Cavalier Bleu, der ein heidnisches Ritual in einer surrealistischen Montage in Szene setzt. Seine visuellen Experimente führte Bertrand in den Miniatur-Kurzfilmen für Arte fort.
Durch das Erschaffen von Zwischenwelten arbeitet er sich an Filmmaterial und Erzählstoff ab und interpretiert die Genres neu. Er führte bereits bei zahlreichen Kurzfilmen und Mittellangfilmen Regie und schrieb auch deren Drehbücher. Seine Filme wurden von vielen Filmfestivals eingeladen und einige von ihnen prämiert, darunter Boro in the Box, der in Cannes präsentiert wurde. Er ist frei vom Leben des Regisseurs Walerian Borowczyk inspiriert und knüpft an eine Retrospektive an, die Bertrand in Warschau geleitet hatte. Bertrand Mandicos Recherchen sind polymorph (Texte, Fotos, Zeichnungen, Montagen) und einige seiner Filme wie Living Still Life sind auch in Theaterwerkstätten ausgestellt. Er arbeitet außerdem zusammen mit Elina Löwensohn an einem Projekt über 21 Filme in 21 Jahren, einer Betrachtung über die körperlichen Zustände von Schauspielerin und Fiktion.
Filmgarten hat Mandicos erster Spielfilm The Wild Boys (Les garçons sauvages) in die Kinos gebracht.
Ausgewählte Filmographie:
2021: After Blue (Paradis sale) (130′)
2018: Ultra Pulpe (37’)
2017: Les garçons sauvages (110‘)
2016: Depressive Cop (12’)
2016: Souvenirs d’un montreur de seins (10’)
2015: Y’a-t-il une vierge encore vinvante ? (9’)
2014: Notre Dame des Hormones (30’)
2013: Prehistoric Cabaret (10‘)
2012: S…Sa…Salam…Sallammbô (11‘)
2012: Living still life (17’)
2011: Boro in the box (42‘)
2011: Lif Og Daudi Henry Darger (12‘)
2010: Sa Majesté petites barbes (10‘)
2009: Mie, l’enfant descend du songe (11’)
2008: Il dit qu’il est mort (18’)
2007: Essai 135 (5’)
2006: Tout ce que vous avez vu est vrai (5’)
1998: Le cavalier bleu (11’)
Festivals & Preise
FIPRESCI Preis (Preis der Kritik) – Locarno Film Festival
Best Film Award – Fantastic Fest
Spezial Jury Preis + FIPRESCI Preis (KritikerInnen Preis) – Sitges
Toronto Film Festival , SLASH Filmfest + [VHS-Umschlag von Slash ], Diametrale
Material
Trailer Vimeo, youtube, DCP
Fotos (Print Web)
Fotos Bertrand Mandico (zuhause) und Paula Luna (im Friedhof Père Lachaise) © Teresa Novotny
Inspirationsquelle
Bertrand Mandicos Inspirationsquelle für AFTER BLUE (VERSCHMUTZTES PARADIES) in 22 Referenzen.
LANDSCHAFT & AUSSTATTUNG
Der phantastische Planet (René Laloux, 1973)
Mishima (Paul Schrader, 1985)
Kwaidan (Masaki Kobayashi, 1964)
Nausicaä aus dem Tal der Winde (Hayao Miyazaki, 2006),
WESTERN
Leichen pflastern seinen Weg (Sergio Corbucci, 1968)
McCabe & Mrs. Miller (Robert Altman, 1971)
El Topo (Alejandro Jodorowsky, 1970)
Der Schwarze Falke (John Ford, 1956)
ÄSTHETIK
Dune (David Lynch, 1985)
Dune [Storyboard] (Alejandro Jodorowsky)
Lucifer Rising (Kenneth Anger, 1974)
Black Sabbath (Mario Bava, 1965)
FUTURISMUS
Zardoz (John Boorman, 1974)
Naked Lunch (David Cronenberg, 1992)
… Jahr 2022 … die überleben wollen [Soylent Green] (Richard Fleischer, 1974)
EROTISMUS
Bram Stockers Dracula (Francis Ford Coppola, 1992)
Fellinis Satyricon (Federico Fellini, 1969)
Belladonna of Sadness (Eiichi Yamamoto, 1973)
PROTAGONISTEN
Es war einmal [La belle et la bête] (Jean Cocteau, 1946)
Sasori – Scorpion (Shun'ya Itô, 1972)
Vampire Hunter D: Bloodlust [Serie] (Hideyuki Kikuchi)
Der Mann, der vom Himmel fiel (Nicolas Roeg, 1976)
Vinyl
Soundtrack zu AFTER BLUE (PARADIS SALE).
Musik komponiert von Pierre Pierre Desprat und Bertrand Mandico.
Farbige Doppel-LP, transluzent, Gatefold-Cover.
€35,- inkl. Versand in Österreich. Hier bestellen.
Schallplatte A – After Blue
A1 – After Blue Forever
A2 – Katajena Buchowski
A3 – Fléau
A4 – Rue Sans Joie
A5 – You Should See Those Horses
B1 – Les Montagnes Nous Regardent
B2 – Le Plancher Ecarlate
B3 – Le Cheval Voilé
B4 – Réveil de Hyène
B5 – Communauté de Chiennes
B6 – Bien Vivante
B7 – Sternberg, Peintre
Schallplatte B – Paradis Sale
C1 – Olgar 2
C2 – Décris là moi
C3 – Luxiol
C4 – Enfoui
C5 – Electric Horses
C6 – Duel au Vermeil
D1 – Paradis Sale
D2 – My Beautiful Paul Smith
D3 – Rasé Sous la Peau
D4 – L’Eternel Retour
D5 – Nos Mortes
Carte Blanche
Musikalische Carte Blanche für Bertrand Mandico | Par les temps qui courent - France culture. 30.12.2022 22:30 Uhr
(Interview auf französisch + Musik)
Hier nur die Musik: Playlist Carte blanche
Welches Stück spricht Ihrer Meinung nach das Seltsamste in Ihnen an?
Das ist das Stück Death von Mica Levi. Ich habe mich in die Arbeit von Mica Levi verliebt. Ich habe ihre Musik durch den Film Under the Skin von Jonathan Glazer kennengelernt. Ich habe den Film geliebt, aber ich glaube, die Musik hat mich noch mehr verfolgt als die Bilder. Diese Musik offenbart eine Diskrepanz, die sich zwischen Musik und Bild ergeben kann, und eine Begleitung auch zwischen den beiden. Ich verbinde die Musik immer mit dem bewegten Bild. Ich kann die Musik nicht mit geschlossenen Augen hören, es gibt immer ein Bild und insbesondere Erinnerungen und Empfindungen, die mit dem Kino verbunden sind. Die Musik von Mica Levi schafft eine Kohärenz in Glazers Film und wird seine zutiefst beunruhigende und seltsame Stimmung unterstützen.
Welches Stück ruft Ihre früheste Erinnerung an musikalische Emotionen hervor?
Das ist ein Auszug aus dem Soundtrack des Films Der wilde Planet (La Planète Sauvage) von Alain Goraguer. Meine Beziehung zur Musik hat sich wirklich durch das Kino entwickelt. Dadurch habe ich auch eine bunt gemischte Kultur der Musik kennengelernt. Häufig lernt man sie über das Radio oder über Familienmitglieder, die einem Platten vorspielen, was bei mir nicht der Fall war. Ich bin über das Kino zur Musik gekommen. Filmsoundtracks im Allgemeinen enthalten sowohl Popsongs, klassische Stücke als auch experimentellere Stücke. Es ist wie ein Sammelsurium. Die extrem seltsamen Bilder von Der wilde Planet, die Grausamkeit des Films, die surreale Welt neben der extrem poppigen und sinnlichen Musik von Goraguer waren eine Teleskopierung, die ich halluzinierend fand und immer noch finde.
Welches Stück nährt/fördert Ihre Skurrilität?
Das hat wieder mit Filmen zu tun. Es handelt sich um My Little Rooster von Almeda Riddle. Dieses Stück eröffnet den Film Gummo, den ersten Spielfilm von Harmony Korine. Es ist ein Kinderlied, das a cappella gesungen wird. Ich erinnere mich, dass ich beim Anschauen des Films einen richtigen Schlaganfall erlitten habe, vor allem in Bezug auf seine Beziehung zum "White Trash", zu seinen Kindern, die in einem Amerika verloren gegangen sind, das sich in einem Zustand der Verwahrlosung befindet. Dieser naive Gesang wurde mit diesen etwas harten Bildern von Kindern kombiniert. Das hat mich absolut fasziniert, als ob sich ein ganzer Kontinent öffnen würde.
Welchen Song spielen Sie anderen vor, so wie man einen geheimen Winkel seines Hauses zeigt?
Es ist das Stück I've seen that face before (Libertango) von Grace Jones, das die Idee einer musikalischen Collage enthält. Grace Jones ist ein Geschöpf, ein extrem faszinierender Charakter. Es ist, als würde sie die moderne Welt, die Welt von heute, in sich tragen. Der androgyne Aspekt ihrer Person war damals etwas ziemlich Markantes. Musikalisch sah das für mich nach nichts anderem aus, sondern rief viele Dinge hervor. Ich denke da an diesen Clubbing-Aspekt, sowohl Disco als auch Tango. Ich habe das Gefühl, dass in diesem Lied ein Teil von mir steckt, der nicht mit Erinnerungen verbunden ist, sondern mit diesem Collagen- und Kreaturaspekt.
Welches Lied ruft eine sehr ungewöhnliche Konzerterinnerung hervor?
My prayer von der Band The Platters. Ich hörte diese Band kurz vor der Veröffentlichung meines Films The Wild Boys (Les garçons sauvages). Dieses Stück ist in der dritten Staffel der Serie Twin Peaks zu hören. Ich hörte diese Musik über meine Kopfhörer am Canal de l'Ourcq in Paris. Es war Winter und sehr kalt. Ich machte einen Schritt zur Seite und fiel in den Kanal. Es war sehr seltsam, mitten in der Nacht. Ich war völlig überrascht von dem, was mir passierte. Das Verrückte war, dass die Musik noch eine Weile weiterlief. Ich war mit dem Kopf in der Tiefe, ich konnte meine Füße sehen, das Licht, ich sank immer tiefer. Ich schaffte es, aus dem Wasser zu kommen, einige Leute halfen mir und beruhigten mich. Ich habe mich wirklich für diesen Schritt geschämt.
Welches Lied sagt etwas über die Seltsamkeit unserer Zeit aus?
Das ist Answering machine von Oneohtrix Point Never. Was mir an diesem Musiker, der auch Filmmusik macht, gefällt, ist, dass es ein Recycling gibt. Ich höre Steve Reich, Experimente, die recycelt werden. Er arbeitet mit Ideen von Zyklen, die bohrend sind. Ich denke an Terry Riley und all diese Strömungen. Und dieser Künstler macht daraus trotzdem etwas wie experimentelle Popmusik. Das ist es, was für mich über die Zeit spricht. Wir befinden uns in einem ständigen Recycling und gleichzeitig schreiten die Dinge voran. Wir schaffen es, aus Alt mach Neu zu machen. Es ist immer wichtig, bestimmte Forschungen wieder aufleben zu lassen, um daraus etwas Neues zu machen.
Welcher Song erinnert Sie an jemanden, der oft in Ihren Träumen auftaucht?
Doina: "Sus pe culmea dealului" von Zamfir. Es ist wie eine Chimäre, ein abgemagertes Pferd mit einem langen Hals wie eine Schlange mit einer Art menschlichem Gesicht oder einer Maske, das in meinen Träumen erscheint. In irgendwelchen Bergen besucht es mich und schaut mich an. Die Musik erinnert mich an dieses Wesen. Ich denke, es ist die Panflöte von Zamfir, die mich diesen gewundenen Hals sehen lässt. Es ist auch der Soundtrack zu Peter Weirs Film Picnic Hanging Rock, der die Geschichte eines Mädchenverschwindens in den Bergen Australiens im letzten Jahrhundert erzählt. Ich habe also diese etwas verblassende Vision in diesen Bergen, von dem Geheimnis und der Tür, die sich zu einer anderen Welt öffnet.
Musikalische Referenzen :
Mica Levi, Death
Alain Goraguer, Générique, Ausschnitt aus dem Soundtrack seines Films Die wilde Planet (La Planète Sauvage)
Almeda Riddle, My little rooster
Grace Jones, I’ve seen that face before (Libertango)
The Platters, My prayer
Oneohtrix Point Never, Answering machine
Gheorghe Zamfir, Doina : "Sus pe culmea dealului"